21.6.2019

Schweizer Bauern sind keine Giftmischer!

Stadt und Land

"Die Belastung unserer Bäche, Nahrungsmittel und vor allem des Trinkwassers mit Giftstoffen nimmt besorgniserregende Werte an." Das sagte Nationalrat Beat Jans (SP, BS) diese Woche im Nationalrat. Es ging um die Volksinitiative "Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung - Keine Subventionen fürden Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz." Das tönt tatsächlich besorgniserregend.

Das Trinkwasser in der Schweiz ist generell von sehr hoher Qualität.

Ausgerechnet in der Schweiz mit ihren vielen Kläranlagen und strengen Umweltvorschriften soll das Trinkwasser besorgniserregend belastet sein? Grüne, Grünliberale und SP behaupten das. Doch nicht alle sehen das so: "Das Trinkwasser in der Schweiz ist generell von sehr hoher Qualität. Die Trinkwasserqualität wird von den Wasserversorgern und den kantonalen Behörden laufend streng überwacht." Dieses Zitat stammt aber nicht etwa aus der nationalrätlichen Debatte, sondern von hoheitlicher Seite, nämlich vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).

So schön sauberes und gesundes Trinkwasser strömt zum Glück vielerorts in der Schweiz aus den Quellen.

Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass das BLV auch darauf hinweist, dass punktuell die Grenzwerte geringfügig überschritten werden: "Gewisse Stoffe wie Pflanzenschutzmittel, chlorierte Kohlenwasserstoffe und insbesondere Nitrat weisen im Grundwasser bei einem Teil der Messstellen über den Anforderungen der Gewässerschutzverordnung liegende, wenn auch nicht gesundheitsgefährdende Konzentrationen auf."

Entgegen der Propaganda der rot-grünen Befürworter der beiden Initiativen bleibt also die Trinkwasserqualität in der Schweiz auf höchstem Niveau. Oder in welchem anderen Land der Welt kann man sorglos in jedem Ort ab der Leitung Wasser trinken, ohne entweder vor lauter Chlorgestank husten zu müssen oder dann den Rest des Tages stehend oder sitzen auf der Toilette verbringen zu müssen? In 187 Ländern der Welt wird vom Trinken von Leitungswasser abgeraten.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist in den letzten zehn Jahren um 27 Prozent gesunken.

Tatsache ist zudem auch: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist in den letzten zehn Jahren um 27 Prozent gesunken, bei den Herbiziden gar um 45 Prozent - eine riesige Leistung der Schweizer Landwirtschaft. Dies ist alles geschehen, bevor der Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundesrates in Kraft getreten ist. "Mit dem Aktionsplan, der am 6. September 2017 vom Bundesrat verabschiedet wurde, dürfte der Verbrauch zusätzlich abnehmen", rief Nationalrat und Bauer Marcel Dettling (SVP, SZ) als Kommissionssprecher richtigerweise in Erinnerung.

Auch Bio-Bauern setzen Pflanzenschutzmittel ein.

Entgegen der landläufigen Meinung ist es übrigens nicht so, dass Bio Bauern keine Pflanzenschutzmittel einsetzen würden. Bio-Kartoffeln etwa würde es ohne Pflanzenschutzmittel wie Spinosad noch weniger geben. Gegen Pilzbefall setzen die Bio-Bauern seit jeher das giftige Schwermetall Kupfer ein. Auch Bio-Bauern tragen also zum Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer bei. Deshalb wären namentlich der Bio-Ackerbau und der Bioweinbau von der Trinkwasserinitiative ebenfalls stark betroffen. Bio-Vertreter sind deshalb im Moment noch etwas im Schützengraben und sprechen lieber nicht zu viel über den Pflanzenschutz in ihrem Sektor.

Ältere Larven des Kartoffelkäfers können Blätter bis auf das Skelett abfressen. Auch Bio-Bauern setzen gegen diesen Schädling chemische Pflanzenschutzmittel ein.

Was würde aber passieren, wenn die eine oder andere der beiden Initiativen angenommen würden? Die sogenannte Trinkwasserinitiative verlangt, dass den Bauern, welche Antibiotika oder Pflanzenschutzmittel einsetzen die Direktzahlungen gestrichen werden. Das könnte unter Umständen sogar zu einem erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führen. Denn der eine oder andere grosse Betrieb im Schweizer Mittelland würde sich dann vermutlich überlegen, ob er nicht lieber auf die Direktzahlungen verzichten würde.

In Nordamerika etwa werden reife Weizenfelder kurz vor der Ernte systematisch mit Glyphosat abgespritzt.

Sicher ist: Wenn man völlig auf Pflanzenschutzmittel verzichten würde, dann würde die Produktion sinken. Deshalb würden vermehrt Lebensmittel importiert. Und diese würden dann in den meisten Fällen in ihren Herkunftsländern mit deutlich mehr Pflanzenschutzmitteln hergestellt als hierzulande. In Nordamerika etwa werden reife Weizenfelder kurz vor der Ernte systematisch mit Glyphosat abgespritzt, um ein möglichst gleichmässiges Abreifen und Terminierung des Dreschtermins zu ermöglichen. Und solches Mehl würden wir dann vermehrt importieren, sollte diese Initiative angenommen werden!

So werden in Kanada die Weizenfelder kurz vor der Ernte mit Glyphosat abgespritzt, damit man den Mähdreschereinsatz optimal planen kann.

Die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» fordert ein Verbot synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Verboten werden soll auch der Import von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pestiziden hergestellt wurden oder die solche enthalten. Ob sich die letztgenannte Forderung nach dem Importstopp durchsetzen liesse, ist fraglich.

Lebensmittelpreise würden wohl massiv ansteigen.

Falls ja, dann würde dies nichts anderes bedeuten, als dass die Lebensmittelpreise in der Schweiz massiv ansteigen würden. Denn sowohl im Inland wie auch im Ausland ist eine von Pflanzenschutzmitteln völlig freie Produktion sehr aufwendig und teuer. Gewisse Produkte würde es vermutlich zumindest zeitweise gar nicht mehr geben. Eine Kartoffelproduktion ohne Pflanzenschutzmittel etwa ist sehr, sehr schwierig, wie ja auch das oben erwähnte Beispiel aus dem Bio-Landbau zeigt, wo auch nicht darauf verzichtet werden kann.

Fazit: Der Nationalrat hat sehr weise gehandelt, dass er die beiden extremen und kontraproduktiven Initiativen zur Ablehnung empfohlen hat. Es bleibt zu hoffen, dass das Stimmvolk ebenso weise entscheiden wird.

Autor: Samuel Krähenbühl