29.6.2019

Feindbild Auto

Gesellschaft
Bis 1954 fand im Berner Bremgartenwald der Grand Prix der Schweiz statt.

Am Samstag, 22. Juni 2019, fand in Bern der Swiss E-Prix statt. Tempo: 240 km/h auf der Laubeggstrasse, die an diesem Tag Start-Ziel-Gerade ist. Man rieb sich die Augen: In einer Stadt, in der Tempo 30 zum Regelfall wird, brausten auf einmal richtig schnelle Flitzer durch die Strassen.

Das Formel-E-Rennen erinnerte daran, dass Bern früher durchaus mal eine moderne, vorwärtsgewandte Stadt war. Bis 1954 fand auf der Bremgarten-Rundstrecke gar ein Grosser Preis der Formel 1 statt.

Verhindern, bremsen, blockieren! Das sind sonst die gängigen wirtschafts- und verkehrspolitischen Muster in der Bundesstadt.

Doch das Autorennen war wohl eher ein "Betriebsunfall" in einer seit Jahrzehnten rot-grün dominierten Stadt, die selber den Rückwärtsgang vorzieht. Verhindern, bremsen, blockieren! Das sind sonst die gängigen wirtschafts- und verkehrspolitischen Muster in der Bundesstadt. Und das wird sicher auch eine zweite Austragung eines Formel-E-Rennens in Bern verhindern. Aktuell will der Berner Gemeinderat die Innenstadt autofrei machen.

Entlang der Rennstrecke wurden von den Demonstranten Werbebanner abgerissen. Bild: Jürg Spori, bernerzeitung.ch

Dass die Formel-E in Bern nie richtig willkommen war, zeigte sich auch an den schweren Ausschreitungen mit Sachbeschädigungen, welche das gehätschelte linksextreme Milieu bereits im Vorfeld des bewilligten und legalen Anlasses verübte. Sie richteten Schäden von offenbar mehreren hunderttausend Franken an. Zum x-Mal haben also die selbsternannten "Toleranten" bewiesen, wie intolerant sie sind.

Weil Autos mit Verbrennungsmotoren grundsätzlich verteufelt werden, haben Elektroautos politisch aktuell Hochkonjunktur.

Dass das Formel-E-Rennen überhaupt bewilligt wurde, hängt mit dem Energieträger der Formel-E zusammen: Elektrizität. Nur weil Autos mit Verbrennungsmotoren verteufelt werden, haben Elektroautos politisch aktuell Hochkonjunktur. Ich will hier nicht auf die Debatte über die graue Energie eingehen, welche in den Elektroautos steckt. Nur einfach so viel: Unbestritten ist, dass auch Elektroautos Ressourcen wie seltene Metalle und selbstverständlich auch Energie verbrauchen.

Aber das tun die hochgelobten Trams und Eisenbahnzüge übrigens auch. Und kein anderes Verkehrsmittel schleppt mehr totes Gewicht mit sich, als ein Eisenbahnzug, bei dem allein die Lokomotive schon über 80 Tonnen wiegt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat einmal vorgerechnet, wie hoch der Energieverbrauch der Eisenbahn im Fernverkehr im Vergleich mit dem Auto ist. Das erstaunliche Resultat: Wenn wirklich alle Faktoren einbezogen werden, dann verbraucht die Bahn pro effektiv genutzten Personenkilometer mehr Energie als das Auto. Das zumindest rechnet die politisch wirklich unverdächtige FAZ vor.

Am ökologischsten unterwegs wäre man - je nach Reisedistanz und Destination - übrigens mit einem Reisebus. Das sagt sogar die Klimaschutz-Stiftung «MyClimate». Eine Car-Fahrt nach Warschau ist ökologischer als eine Zugreise. Das hängt hier sicher auch von den Energieträgern ab, welche für die Eisenbahn eingesetzt wurden. Doch das der Reisebus mit "bösen" Dieselmotoren betrieben werden, woran sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern wird, darf natürlich auch das nicht sein.

Das Auto hat die indivduelle Mobilität demokratisiert.

Ich bin ohnehin überzeugt, dass - trotz aktuellem Hype - auch die E-Autos schon bald ins Fadenkreuz des Mitte-Links-Mainstream kommen werden. Denn auch ein E-Auto bleibt ein "Auto". Das Auto ist also das Verkehrsmittel, dass wie kein anderes eine sehr grosse Individualität mit praktisch uneingeschränkter Mobilität vereint. Anders ausgedrückt: Das Auto hat die indivduelle Mobilität demokratisiert. Jeder Mann und jede Frau ab 18 bis ins hohe Alter kann sich zu tragbaren Kosten fast überall hinbewegen. Und zwar auch dann, wenn man in einer Randregion wohnt, wo der Bus gar nicht oder zumindest nicht alle fünf Minuten vorbei fährt.

Genau das ist aber den rot-grünen Umweltaposteln ein Dorn im Auge. Denn sie sind noch immer in der kollektivistischen Denkweise des Sozialismus des 19. Jahrhunderts verhaftet. Sie wollen keine freien Bürger, welche selbstverantwortlich handeln und sich dementsprechend auch selbstverantwortlich bewegen. Nein, sie wollen, dass buchstäblich alle durchs gleiche "Loch" müssen. Und wenn das "Loch" nur die Schwenktüre des Trolleybusses ist. Hauptsache, man kollektiviert, steuert und reguliert die Mobilität.

Der Busfahrplan aus dem Eriz nach Thun Hauptbahnhof. Nur gerade alle 2 Stunden fährt ein Bus.

Dass gar nicht alle Bürger den gleich guten Zugang zum hochsubventionierten öffentlichen Verkehr wie in den Städten haben, wird dabei gerne in Kauf genommen. Denn die freiheitliche Lebensweise der ländlichen Mitbürger ist den Rot-Grünen ohnehin auch ein Dorn im Auge. Zwar sind die Menschen in den Randregionen in der Praxis häufig viel sparsamer, reisen weniger, leben insgesamt nachhaltiger. Aber als Inbild der persönlichen Freiheit sind sie den Linken ein Graus. Wer in einem Haus im Grünen wohnt, der ist den "Grünen" suspekt.

Es geht gar nicht so sehr um den Umweltschutz, sondern um den Umbau der Gesellschaft.

Aus den oben genannten Gründen ist die aktuelle Verkehrsdebatte auch nicht wissenschaftlich, sondern zutiefst ideologisch geprägt. Es geht gar nicht so sehr um den Umweltschutz, sondern um den Umbau der Gesellschaft. Das, was Marx und Murcks seit 100 Jahren nicht erreicht haben, das, was die Alt-68-er zumindest nicht restlos erreicht haben, soll nun unter dem grünen Deckmäntelchen vollendet werden: Unsere einst freiheitliche, liberale Gesellschaft soll noch mehr reguliert, unsere individuelle Freiheit noch mehr beschnitten werden. Dagegen wehre ich mich! Und zwar entschieden!

Autor: Samuel Krähenbühl