16.8.2020

Ein lebender Toter oder wenn Satire Realität wird

Gesellschaft
Stefan Kuster, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten des BAG, scheint fast auf junge Corona-Opfer zu hoffen.

Nein, ich will mich hier nicht auf eine Diskussion über die Gefährlichkeit des Corona-Virus einlassen. Denn ein Virus kann gefährlich sein, auch wenn die für die Bekämpfung zuständigen Behörden regelmässig versagen.

Das BAG erwischt jeden Fettnapf.

Aber das tun sie. Man könnte sogar behaupten, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) so ziemlich jeden Fettnapf erwischt, der überhaupt irgendwo herum steht. Unvergessen ist die im März mantramässig wiederholte Behauptung, dass Gesichtsmasken nichts nützen würden. Heute muss man beispielsweise im Zug eine tragen. Angeordnet vom gleichen BAG. Der einzige Unterschied: Heute gibt es genügend Masken.

Noch fast lächerlicher ist aber die offenbar krankhafte Suche nach jungen Corona-Toten. Dies wohl mit der Absicht, besonders bei den jüngeren Menschen die Angst vor dem Virus hoch zu halten. Bereits mehrfach wurden Tote gemeldet, welche sehr viel älter waren, als zunächst behauptet. Eine Tote war 109 statt 9 Jahre alt, ein Toter 87 statt 27.

Corona-Toter lebt!

Nun hat das BAG aber sogar einen 29-jährigen Mann zum Corona-Opfer erklärt, der quicklebendig ist. Am Freitag hatte das BAG an einer Pressekonferenz behauptet, es habe sich beim Todesopfer um "einen gesunden, jungen Mann" gehandelt. Der Fall sei "tragisch", komme aber nicht überraschend. "Das Virus macht nicht halt vor jungen Personen."

Offenbar hatte das BAG nicht bei der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern nachgefragt. Und dieses dementierte bald darauf. Der angeblich Tote sei quicklebendig. Das BAG hatte ein etwas unleserlich ausgefülltes Protokoll eines Arztes falsch gelesen. Und nicht die Todesfallmeldung abgewartet, die obligatorisch ist. Die "Freude" über einen unter Dreissigjährigen, der angeblich an Corona-gestorben war, war beim BAG offenbar so gross, dass man den "Toten" sofort vermelden wollte.

Der israelische Satiriker Ephraim Kishon beschrieb schon vor 40 Jahren eine Geschichte, welche Parallelen zum erfundenen Corona-Toten des BAG hatte.

Das erinnert mich an die Geschichte "Titel, Tod und Teufel" des verstorbenen israelischen Satirikers Ephraim Kishon. Darin beschreibt Kishon die Verärgerung des Chefredaktors Grienbutter über das seiner Meinung nach zuwenig abwechslungsreiche Schriftbild; aus Zeitnot kann jedoch Grienbutter nicht persönlich mit dem zuständigen Schriftsetzer Jakob, genannt Jankele, sprechen und schickt ihm stattdessen eine kurze Notiz: "Jakob Titel verschieden; Gewerkschaft; USA".

Das ganze umrahmt er mit dickem, schwarzem Filzstift. Jankele fühlt sich von der Anrede Jakob nicht angesprochen und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der Schriftsetzer verfasst eine Todesanzeige für den unlängst auf einer USA-Reise verstorbenen hochrangigen Gewerkschaftsfunktionär Jakob Titel.

Wie aus Satire bittere Realität wird...

Die Meldung verselbständigt sich, das Land versinkt daraufhin in tiefer Trauer, die Anzeigeneinnahmen der Zeitung sprudeln, der Chefredaktor Grienbutter hat im allgemeinen Wehklagen und darauffolgenden dankbaren Gedenken an die grosse Persönlichkeit "Jakob Titel" nicht den Funken einer Chance den Irrtum richtigzustellen und wird vielmehr selbst als Verräter und Scharlatan bezichtigt. Ja, er muss sogar in die Psychiatrie, wo er davon überzeugt wird, dass Jakob Titel gelebt und ein grosser Mann gewesen ist. Zu guter Letzt wird dem Geläuterten noch der "Jakob-Titel-Preis für Publizistik" verliehen.

Ich habe damals gelacht, als ich die Geschichte gelesen habe. Heute lache ich nicht mehr. Offenbar war der Autor Ephraim Kishon doch nicht Satiriker, sondern Prophet. Auf jeden Fall schien er das BAG schon gekannt zu haben.

Autor: Samuel Krähenbühl