6.3.2023

Verbrennungsmotoren dürfen nicht verboten werden

Schweiz und Welt
Der Volkswagenkonzern bietet bereits zahlreiche Autos mit elektrischem Antrieb an. Aber ob die E-Autos den Verbrennern wirklich überlegen sind, daran scheiden sich die Geister.

Elektro-Autos werden hochgejubelt. Sie gelten als umweltfreundlich und sparsam. Die Autos mit klassischen Verbrennungsmotoren - sei es Diesel oder Benzin - gelten als dreckig. Deshalb hat die Europäische Union im Grundsatz sogar schon beschlossen, den Verbrennungsmotor in neuen Autos ab 2035 zu verbieten. Damit ist die EU weltweit ziemlich einzig. Nur einzelne Staaten ausserhalb Europas erwägen ebenfalls ein solches Verbot. Immerhin regt sich jetzt jedoch in Deutschland, dem früheren Autoland Nummer 1, Widerstand gegen das Verbot.

Die Deutschen scheinen im letzten Moment gemerkt zu haben, dass sie ihre stark auf den Autobau ausgerichtete Wirtschaft mit einem solchen Entscheid massiv geschädigt hätten. Doch das ist nicht der einzige Grund. Die deutsche Regierung hat nun offenbar endlich auch gemerkt, dass das Elektro-Auto eben gar nicht so viel umweltfreundlicher ist als die Verbrennungsautos. Und zudem würde ein Verbot von Verbrennungsmotoren auch neue technologische Entwicklungen vorneweg verhindern. Das Stichwort dazu sind "E-Fuels" oder "Synthetische Treibstoffe".

E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien erzeugt werden. Mit E-Fuels können Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden. Zunächst wird aus Wasser Wasserstoff (H₂) produziert. Für einen flüssigen Kraftstoff wird nun noch Kohlenstoff benötigt. Das benötigte CO₂ kann als Rohstoff aus Industrieprozessen gewonnen werden oder mit Filtern aus der Umgebungsluft gewonnen werden. Aus CO₂ und H₂ gewinnt man anschließend den synthetischen Kraftstoff: Benzin, Diesel, Gas oder auch Kerosin.

Bisher wurden die E-Fuels gegenüber den Elektroautos negativ dargestelllt. Ein Hauptgrund dafür war, dass einzig der direkte Wirkungsgrad verglichen wurde und keine sonstigen Gesichtspunkte in die Betrachtung einbezogen wurden. Die Menge, die ein mit E-Fuels betriebenes Auto 100 Kilometer weit bringt, reicht bei einem rein batterieelektrischen Auto für rund 700 Kilometer. Anders ausgedrückt: Der Wirkungsgrad von E-Fuels liegt aktuell bei etwa 15 Prozent, der von E-Autos bei rund 70 bis 80 Prozent. Der Vorteil für die Elektroautos scheint somit auf der Hand zu liegen. Bei genauerer Betrachtungsweise ergeben sich aber viele andere Vorteile für die neuartigen synthetischen Treibstoffe:

  • Autos mit Verbrennungsmotoren brauchen keine seltenen Erden und auch weniger graue Energie bei der Herstellung als Elektroautos
  • E-Fuels könnten auch im bestehenden Fahrzeugpark eingesetzt werden.
  • E-Fuels können auch mit den bestehenden Verteilinfrastrukturen wie Pipelines, Tanker und Tankstellen verbreitet werden.
  • E-Fuels könnten nach und nach immer stärker den bestehenden Treibstoffen beigemischt werden und somit auch ältere Fahrzeuge Co-2-neutral betreiben.
  • E-Fuels können dort produziert werden, wo viele erneuerbare Energie anfällt. Etwa in heissen Ländern mit viel Sonne.
  • E-Fuels reduzieren die Abhängigkeit vom Stromnetz und senken somit auch das Risiko eines Blackouts.
  • E-Fuels können wie fossile Treibstoffe gelagert werden, womit also die Speicherproblematik der E-Autos entfällt.

Diese vielen Vorteile würden also die synthetischen Treibstoffe bieten. Und auch bezüglich dem schlechteren direkten Wirkungsgrad kann man zumindest teilweise Entwarnung geben. Denn zum einen ist die Entwicklung hier erst am Anfang. Und zum anderen ist der systemische Wirkungsgrad bei batteriebetriebenen Elektroautos wesentlich schlechter, als der rein prozessbezogene. Grund dafür sind all die Probleme die mit der kurzfristigen Verfügbarkeit von Strom zusammenhängen.

Fazit: Es ist zu hoffen, dass die EU das Verbot von Verbrennungsmotoren nicht umsetzt. Und auch die Schweiz selber ist gut beraten, kein solches Verbot umzusetzen. Denn die Schweiz ist ein bedeutender Zulieferer der europäischen Autoindustrie. Die schon heute riesigen Autofabriken in China, wo kein Mensch auch nur daran denkt, Benzin oder Diesel zu verbieten, würden dann die Welt schon mit neuen Verbrennungsautos versorgen.

Autor: Samuel Krähenbühl